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Carbonia auf Sardinien

Nur etwa 25 Kilometer von Iglesias entfernt, im Südwesten Sardiniens, liegt das Verwaltungszentrum des Sulcis-Küstengebirges und seit 2005 zweite Hauptstadt der Provinz Carbonia-Iglesias. Schon der Name weist auf die langjährige Bergbautradition der Kohlestadt hin. Unter Mussolini in den Jahren 1936 – 1938 als Siedlung für Bergwerksarbeiter errichtet, wurde hier bis in die 1950er Jahre hinein Braunkohle abgebaut, deren Qualität jedoch nicht das hielt, was Mussolini sich versprochen hatte. Heute liegen die meisten Werke still und nur an einigen wenigen Stellen wird noch Aluminium abgebaut. Mit dem Niedergang der Braunkohleförderung verließen auch viele Einwohner Carbonias die Stadt. Erst die Wiederansiedlung von Industriewerken in der näheren Umgebung verbesserte die Wirtschaftslage der Region und führte zu stärkeren Zuzügen.

Anders als Iglesias, das mit seinem mittelalterlichen Flair zu bestechen weiß, zieht es die meisten Besucher nur in die Stadt, um von hier aus die bedeutsamen archäologischen Stätten der Umgebung zu besichtigen oder aber die Gebirgslage zur Ausübung von Sportarten wie Freeclimbing, Trekking und Canyoning zu nutzen.

Auch wenn die Bauten der Stadt hässlich grau und der faschistische Baustil an der Piazza Roma, dem Zentrum Carbonias, an dem sich alle wichtigen öffentlichen Gebäude befinden, eher abschreckt, so lohnt doch wenigstens ein Bummel über die Via Gramsci, der Palmen umsäumten Hauptgeschäftsstraße mit ihren zahlreichen Boutiquen, Cafés und Kaufhäusern. Hier lassen sich auch nach Herzenslust die besten sardischen Produkte, wie Wein, Öl, Käse, Hirtenmesser und Masken erwerben.

Wie es in einer durch den Bergbau so stark geprägten Stadt nicht anders sein kann, informiert Carbonia in seinem Bergwerk- und Höhlenmuseum „Museo di Paleontologica e Speleologica E.A. Martell“ über die Geschichte des Bergbaus und stellt neben Höhlenfunden auch bis zu 600 Millionen Jahre alte Fossilien aus. Über das Museum lassen sich auch Exkursionen zu umliegenden Höhlen organisieren.
Von nicht weniger großem Interesse ist das im einstigen Wohnhaus des hiesigen Bergwerksdirektors, der Villa Sulcis, untergebrachte Museo Archeologico, welches neben den in domus de janas (Felsengräbern) gefundenen Bronzestatuen, irdenen Grabbeigaben und byzantinischem Schmuck vor allem prähistorische Funde der nahen phönizisch-punischen Siedlung auf dem Monte Sirai präsentiert.
Nur etwa 4 Kilometer von Carbonia entfernt, liegt auf dem 200 m hohen Tafelberg die bereits zur Nuraghierzeit existierende Siedlung, die von den Phöniziern 650 v. Chr. befestigt und von den Römern bis etwa 38 v. Chr. bewohnt wurde. Das bedeutendste Bauwerk der innerhalb der „Area Archeologica di Monte Sirai“ zu besichtigenden Anlage ist wohl die Akropolis, d.h. deren übrig gebliebenen imposanten Fundamente. Doch auch die Nekropolen und die Brandopferstätte der Siedlung sowie die Sicht, die man vom Gipfel des Berges auf das Umland und die beiden Inseln Sant’Antioco und San Pietro hat, lohnen herauf gekommen zu sein.

Wer sich schließlich noch ein schöneres Bergbaustädtchen der Region ansehen möchte, der fährt nach Norden in die zweite Provinzhauptstadt und genießt das Ambiente der historischen Altstadt in Iglesias. Den anderen Weiterreisenden seine die guten Zugverbindungen nach Cagliari sowie die Fähren zur Isola di San Pietro empfohlen, die vom 15 km westlich von Carbonia gelegenen Hafen in Portovesme ablegen.

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