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Sassari auf Sardinien – spanisches Erbe

Im Nordwesten Sardiniens auf einem rund 230 Meter hohen, von Olivengärten umgebenen Plateau liegt die zweitgrößte Stadt Sardiniens und Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Sassari. Als Universitätsstadt und als das Handels- und Verwaltungszentrum Nordsardiniens ist Sassari von annähernd ebenso großer wirtschaftlicher, politischer und kultureller Bedeutung wie die Inselhauptstadt Cagliari selbst.

Dabei entstand Sassari, wie einige andere sardische Städte auch, eher aus der Not heraus. Die Einwohner der Hafenstadt Turris Libyssonis (Porto Torres) suchten nach andauernden Piratenüberfällen und Plünderungen ihrer Stadt einen sicheren Zufluchtsort im Landesinnern und gründeten im 7. oder 8. Jahrhundert den Ort Tatthari, der sich bald zum Handelszentrum und zur Hauptstadt der Judikats Torres entwickelte.

 

Urkundlich erstmalige Erwähnung findet die Stadt allerdings erst im 12. Jahrhundert. Die damals wohlhabendste Stadt des ganzen Landes erklärte sich unter der Herrschaft der Genuesen 1294 zur freien Stadtrepublik, wobei die Einwohner Sassaris zur Erreichung dieses Ziels auch nicht davor zurückschreckten den Richter des Judikats Tórres zu ermorden. Doch auch die eigene Verfassung, die Statui Sassaresi, konnte nicht verhindern, dass die Stadt nicht einmal 50 Jahre später unter die rund 400jährige Herrschaft der spanischen Besatzer fielen.

Auch der Ende des 18. Jahrhunderts durch Carlo Maria Angioj (1751 –1808), den Anführer der „sardischen Revolution“, im Zuge der Freiheitsbewegung unternommene Umsturzversuch blieb erfolglos und kostete den Volkhelden das Leben.
Doch bereits unter den Aragonesen, im Jahr 1438 wurde der Bischofssitz nach Sassari verlegt und im Jahr 1617 eine Universität gegründet, was die Bedeutsamkeit der Stadt noch weiter erhöhte. Im spanischen Erbfolgekrieg (1700 – 1714) fiel Sassari zunächst an die Österreicher und ging nur wenige Jahre später, nämlich 1720 an die Savoyer.

Als schließlich die Fremdherrschaft beendet war, wollte man sich der Zeichen der einstigen Besatzer entledigen und riss unter anderem Ende des 19. Jahrhunderts das aragonische Kastell ab.
Erhalten blieb Sassaris Bewohner jedoch bis heute eine unverkennbare Spur spanischer Töne in ihrer Sprache und natürlich haben sie auch nicht aller Bauwerke zerstört, sondern sich ihr wunderschönes historisches Zentrum bewahrt.
Durch dieses schlendert man auf der breiten Geschäftsstraße und Flaniermeile, dem Corso Vittorio Emanuele II, welcher einmal quer durchs Altstadtzentrum verläuft. Er bestand bereits im 13. Jahrhundert als „Platha de cotinas“ (gepflasterte Straße) und bietet heute ungezählte Restaurants, Bars, Cafés und Geschäfte. Der Corso führt am 1829 durch Giuseppe Cominotti errichteten Teatro Civico vorbei direkt auf die Piazza Azuni mit dem marmornen Standbild des Historikers D.A. Azuni (1749 – 1874).
Doch der unzweifelhaft eindrucksvollere Platz ist die 1872 als Repräsentations- und Festplatz angelegte Piazza d’Italia. Über die exakt 1 Quadratkilometer großen Fläche wacht das marmorne Denkmal des König Vittorio Emanuele II aus dem Jahre 1899.
Neben dem Palazzo Giordano (1878), in dem sich heute der Sitz der Banco di Napoli findet, zieht vor allem das Gebäude der Provinzregierung, der im neoklassizistischen Stil errichtete Palazzo della Provincia (1880), die Aufmerksamkeit auf sich.
Im Ratsherrensaal des Hauses erinnern herrliche Fresken wie „Die Ausrufung der Republik Sassari“ und „Der Einzug Giommaria Angioys in Sassari“ an die Höhepunkte der Stadtgeschichte. Der Hof des Palazzo bietet heute oftmals die schöne Kulisse für Konzerte und Theateraufführungen.

Schleckermäuler sollten es bei einem Besuch der Piazza d’Italia nicht versäumen, sich einige der sündhaften Leckereien in einer der ältesten Konditoreien der Stadt zu gönnen. Dort wird man auch sicher faine, eine uralte sassarische Backspezialität aus Kichererbsenmehl kosten können.

Da der Golfo dell’Asinara samt kilometerlangem Strand nur rund 10 Kilometer entfernt ist und man über den Fischteich Largo Pescheria verfügt, finden sich für Fischliebhaber, direkt bei den Händlern am Teich oder in den großen Markthallen, Fisch und Meeresfrüchte in Hülle und Fülle.

Unweit des Largo Perscheria liegt die Piazza Tola, nicht nur ein Ort für regelmäßig abgehaltene Flohmärkte, sondern auch wegen des hier stehenden Renaissancepalastes „Palazzo d’Urini“ aus dem 16. Jahrhundert und dem Denkmal für den in Sassari geborenen Historiker und Richter Pasquale Tolas (1800 – 1874) einen Besuch wert.

Von kunst- und kulturhistorischem Interesse ist der dem Heiligen Nikolaus von Bari geweihte Dom San Nicola, der bei den Einwohnern der Stadt nur „Cattedrale Turritana“ heißt. Der heutige Bau stammt, anhand des aragonisch-katalanischen Stils unverkennbar, aus dem 15. und 16. Jahrhundert und wurde an der Stelle einer romanischen Basilika errichtet, von der allein die Grundsteine der Fassade und der Glockenturm erhalten blieben. Vom Giebel des Doms grüßt der Heilige Nikolaus zusammen mit den Schutzheiligen der Stadt Gavinus, Januarius und Protus. Über allen vieren wacht an höchster Stelle Gottvater selbst. Von außen, eine reichlich verzierte Kalksteinfassade, erwartet einen im gotischen Stil gestalteten Innern ein prachtvoller Barockaltar. Das Prunkstück der Kirche ist jedoch das Hochaltarbild „Madonna del Bosco“ aus dem 14. Jahrhundert von Giovanni Marghinotti.
Durch die Capella Aragonese gelangt man ins Museo del Duomo, welches wertvolle Gemälde, Silberarbeiten und Statuen, unter anderem eine silberne Figur von San Gavino präsentiert.

Direkt hinter dem Dom, auf der Piazza del Comune beherbergt der Palazzo Ducale (1775 – 1805) das Rathaus und die Stadtbibliothek.

Bei der Santa Maria di Betlem an der Piazza Santa Maria handelt es sich um eine der ältesten Kirchen Sassaris, die Anfang des 12. Jahrhunderts für das Kloster der Benediktiner errichtet wurden. Im 13. Jahrhundert wurde der Bau mit der mächtigen Kuppel dann von den Franziskanern übernommen und entwickelte sich seitdem zum Zentrum des religiösen Lebens der Stadt. Nach mehrfachen Umbauten und Neugestaltungen ist einzig die Fassade aus dem 13. Jahrhundert im Original erhalten geblieben. Im Innern strahlen Altäre und Kanzel in barocker Pracht. Hier werden auch die candelieri, neun bis zu 300 Kilogramm schwere Holzkerzen aufbewahrt, die symbolisch für die neun sassaresischen „gremi“, den mittelalterlichen Zünften der Stadt, stehen. Im Jahre 1652 zogen die Mitglieder eben jener Zünfte samt ihrer Kerzen in einer Lichterprozession durch die Stadt um der Madonna Assunta für das Ende einer schrecklichen Pestepidemie zu danken und auch heute noch zieht man aus Anlass des „Li Candareri“ oder auch Candelieri genannten Kerzenfestes an Maria Himmelfahrt von der Chiesa del Rosario nach Santa Maria di Betlem.

Ein weiterer sehenswerter Sakralbau ist neben der romanischen Kirche Sant Pietro in Silki (17. Jahrhundert) mit der „Madonna delle Grazie“ und der etwa 14.000 Bände umfassenden Bibliothek des Klosters Frati Minori auf jeden Fall noch die Sant’Antonio Abate an der Piazza Sant’Antonio. Diese aus dem 18. Jahrhundert stammende Kirche besitzt einen der schönsten, mit vergoldeten Schnitzereien verzierten Hochaltäre der Stadt und herrliche Altartafeln von Bartolomeo Augusto. Auf dem gleichen Platz findet sich noch eine dem Heiligen Antonius gewidmete Säule aus dem Jahr 1954 sowie als Relikt der einstmals hier verlaufenen Stadtmauer: ein Wehrturm.

Wer sich nicht mit solchen Überbleibseln begnügen, sondern tiefer in die Geschichte der Stadt eindringen möchte, dem sei ein Besuch des hervorragenden Museo Nazionale G.A. Sanna empfohlen, benannt nach dem Mäzen Giovanni Antonio Sanna, aus dessen Privatsammlung das Museum hervorging. Hier werden in 18 Sälen Funde aus der Jungsteinzeit, der Nuraghenkultur, der phönizisch-punischen und römischen Epoche und aus dem Hochmittelalter präsentiert. Grabbeigaben aus der Kupfer- und Bronzezeit, Pfeilspitzen, Bronzefiguren, Amphoren, Waffen, Werkzeuge, Schmuck, Modelle zur Darstellung der Frühgeschichte, wie zum Beispiel Rekonstruktionen prähistorischer Bauten, der Felsengräber (Domus de Janas) und der Riesengräber (Tombe dei Giganti) bieten einen überaus anschaulichen und umfassenden Einblick in die Historie der Region. Daneben stellt das Museum in der angeschlossenen Pinakothek auch Werke sardischer Künstler des 14. – 20. Jahrhunderts aus und widmet eine eigene Abteilung dem traditionellen Kunsthandwerk mit dem Schwerpunkt auf Trachten und Musikinstrumente.

Wer sich stärker für traditionelles Handwerk interessiert, ist in der Dauerausstellung des „Mostra Permanente dell’Artigianato Sardo“ gegenüber des Stadtparks „Emiciclo Garibaldi“ mit den dort präsentierten Keramik-, Flecht- und Webarbeiten genau richtig.
Im Museo Storico della Brigata Sassari an der Piazza Castello dokumentiert eine Ausstellung im Paradehof der Kaserne „Caserma Alberto La Marmora“ anhand von Fotos und Zeitungsausschnitten die Geschichte der legendären sardischen Brigarde Sassari, deren Mitglieder sich durch besondere Tapferkeit während des 2. Weltkrieges auszeichneten. Die Veteranen dieser Brigade gründeten im Übrigen 1921 die Partio Sardo d’Azione, die sardische Aktionspartei.

Die politischen Aktivitäten der Stadt endeten jedoch nicht mit dem Widerstand gegen die Spanier oder mit der eben erwähnten Parteigründung. Die 1617 gegründete Universität, das culleziu (Kollegium), ist für seine zahlreichen Absolventen, die erfolgreich in die Politik gegangen sind, bekannt. Dazu gehören unter anderem die beiden italienischen Staatspräsidenten Antonio Segni und Francesco Cossiga sowie die Präsidenten der Autonomen Region Sardinien Saddu und Melis.

Nicht versäumen sollte man bei einer Stadterkundung einen Besuch des Wahrzeichen Sassaris, den in der Valverde-Schlucht liegenden Renaissance-Brunnen „Fontana del Rosello“ aus dem 17. Jahrhundert. Einst war dieser prächtige Brunnen aus grün-weißem Marmor die wichtigste Trinkwasserquelle der Stadt und Treffpunkt der Einheimischen, heute sprudelt aus den Löwenmäulern der reich verzierten Fontana allerdings längst kein trinkbares Wasser mehr.

Wer seinen Besuch der Stadt in den Monat Mai legen kann, der erhält Gelegenheit bei der Cavalcata Sarda (sardischer Ritt), dem größten und farbenprächtigsten Folklorefest Sardiniens mitzufeiern. Erstmals wurde in diesem Rahmen zu Ehren des italienischen Königspaares Umberto I und Margherita 1889 gefeiert, doch heute ist das Fest mit Trachtengruppen aus allen Teilen des Landes, Musik- und Tanzdarbietungen, Umzügen und Reiterturnieren zu einem bunten und fröhlichen Spektakel angewachsen.




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Titel dieser Seite: Sassari auf Sardinien – spanisches Erbe
Zusammenfassung dieser Seite: Im Nordwesten Sardiniens auf einem rund 230 Meter hohen, von Olivengärten umgebenen Plateau liegt die zweitgrößte Stadt Sardiniens und Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Sassari. Als Universitätsstadt und als das Handels- und Verwaltungszentrum Nordsardiniens ist Sassari von annähernd ebenso großer wirtschaftlicher, politischer und kultureller Bedeutung wie die Inselhauptstadt Cagliari selbst.

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