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Sardisch – Der Dialekt auf Sardinien, ein Sammelsurium verschiedener Spracheinflüsse


Sardisch ist eine eigenständige altromanische Sprache, deren Wurzeln im Latein der Römer liegt. Die Einheimischen übernahmen das sogenannte Vulgärlatein der damaligen römischen Besatzer und vermengten sie nach und nach mit den Sprachen nachfolgender Kolonialmächte, wie Spanier und Italiener. Vor allem die Spanier, die über 400 Jahre lang auf Sardinien herrschten, prägten die sardische Sprache nachhaltig.

 

Dies geschah von Seiten der sardischen Bevölkerung keineswegs freiwilliger, sondern erfolgte unter stärkstem Druck mit der Androhung härtester Strafen. So wurde Spanisch für die Dauer der spanischen Regierung zur Amtssprache erhoben, was bis heute deutliche Relikte in der sardischen Landessprache hinterlassen hat. Etwa mit Beginn des 18. Jahrhunderts kam Sardinien zu Italien, was zur Folge hatte, dass viele Ortsnamen italienisiert wurden. Da auch Italienisch seinen Ursprung im Lateinischen hat, weisen die italienische und sardische Sprache große Ähnlichkeiten auf. Italienisch löste übrigens Spanisch als offizielle Amtssprache auf Sardinien ab.

Das „Sardische“ als solches gibt es so gut wie nicht. Da die einzelnen Gegenden Sardiniens von verschiedenen Eroberern unterschiedlich beeinflusst wurden, bildeten sich im Laufe der Zeit unzählige, völlig voneinander abweichende Dialekte heraus. Während in der Gegend um Alghero noch ein katalanischer Dialekt gesprochen wird, verständigt man sich auf der Insel San Pietro in einer ligurischen Mundart, die genuesische Einwanderer dort eingeführt hatten. In anderen Regionen ist das Sardisch eher toskanisch und sogar korsisch beeinflusst – je nachdem, welches Mutterland damals die Hand nach Sardinien ausgestreckt hatte. Am wenigsten von fremden Dialekten beeinflusst wurde die sardische Sprache in der Barbargia, im Süden der Insel und im Logudoro bei Sassari. Das unverfälschte Sardisch in der Barbagia, dem wilden Land der Barbaren, wie es die Römer nannten, mag sich mit der Unzugänglichkeit des Geländes und der rigorosen Einstellung der Bewohner gegenüber den unerwünschten Kolonialisten erklären. Es ist noch nicht ganz hundert Jahre her, dass sich Bewohner des Gennargentu-Gebirges so gut wie nicht mit Landsleuten aus dem kaum 50 Kilometer entfernten Ollolai in der Barbagia unterhalten konnten.

Noch heute ist Italienisch die einzige Sprache in sardischen Schulen – die erste Fremdsprache sozusagen. Dies hat zur Folge, dass die Sarden zweisprachig aufwachsen. Da Sardisch sogar im eigenen Land von vielen als primitiv angesehen wird, fällt es den Jugendlichen immer schwerer, sich in ihrer Landessprache zu verständigen. Oftmals verstehen sie ihre Sprache nur noch, da sie sie aus dem Elternhaus gewohnt sind, können sich jedoch nicht mehr darin unterhalten. Der Grund, weshalb Italienisch immer mehr zur landetypischen Sprache wird, ist die Vielzahl der sardischen Dialekte, die eine Einigung auf eine einheitliche Hochsprache schier unmöglich macht. So existiert auch keine sardische Literatur in der Landessprache. Ausnahmslos alle bekannten sardischen Schriftsteller haben ihre Werke in italienischer Sprache verfasst – ein Zustand, der von vielen Sarden lebhaft bedauert wird.

 

Doch obwohl pessimistische Zeitgenossen ein allmähliches Aussterben des Sardischen prophezeien, lässt sich eine immer stärker werdende Tendenz zur Stärkung der Landessprache feststellen. So gibt es viele Hobbyautoren, die sich mit Gedichten und kleineren Geschichten auf Sardisch versuchen. Gerade bei den vielen auf Sardinien gefeierten Festen werden oft Literaturwettbewerbe veranstaltet, bei denen das Sardische immer stärker vertreten ist. Interessengemeinschaften wurden und werden weiterhin gegründet, die sich die Förderung der sardischen Dialekte auf die Fahne geschrieben haben; sogar Landkarten und Dorfchroniken werden zunehmend in der Landessprache verfasst. Man munkelt sogar, dass die italienische Regierung sich irgendwann gezwungen sehen wird, Sardisch als Minderheitensprache anzuerkennen und entsprechend zu fördern.

Es ist sicherlich der bewegten und von Unterdrückung gekennzeichneten Geschichte Sardiniens zuzuschreiben, dass auf der von verschiedenen Interessen und Mächten hin und hergerissenen Insel keine einheitliche Sprache entstehen konnte. Doch womöglich gelingt es Sardinien eines Tages, die Sprachbarrieren zu überwinden und sich auf eine für alle Bewohner verständliche Form des Sardischen zu einigen, ohne die vielen regionalen Dialekte dadurch zu vernachlässigen.

Autorin: Claudia Hurth




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Zusammenfassung dieser Seite: Sardisch ist eine eigenständige altromanische Sprache, deren Wurzeln im Latein der Römer liegt. Die Einheimischen übernahmen das sogenannte Vulgärlatein der damaligen römischen Besatzer und vermengten sie nach und nach mit den Sprachen nachfolgender Kolonialmächte, wie Spanier und Italiener.

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